Wer erinnerst sich noch an die Frau auf dem 500 Mark Schein, und wenn doch, wem ist diese herausragende „Frauensperson“ des 17. Jahrhunderts überhaupt ein Begriff? Maria Sibylla Merian. Sie war die Tochter des bis heute berühmtesten Topographen und Radierers Deutschlands, Matthäus Merian, von dessen Kunst sie nur auf Umwegen erfahren konnte, da er verstarb, als sie 3 Jahre alt war. Sie gehörte, 1747 geboren, zur posttraumatischen Gesellschaft des Dreißigjährigen Kriegs. Ihr Familienumfeld war ausgesprochen europäisch. Ihr Vater stammte aus Basel, die Mutter der Stiefgeschwister aus Flandern, ihre eigene Mutter aus der Wallonie und der Stiefvater, der Blumenmaler Jacob Marrel, aus den Niederlanden. Sie war hochbegabt, aber für die Arbeit ihrer Stiefbrüder, die weiterhin Stadtansichten und Schlachtenaufstellungen in Frankfurt verlegten, hatte sie kein Interesse. Sie liebte offensichtlich die Natur, vor allem Blumen, und ihrer malerischen Skizzen und insbesondere ihre Radierungen, noch heute, wie bei ihrem Vater fälschlich als Kupferstiche bezeichnet, fanden und finden bis heute großes Interesse.
Dies hätte aber wohl noch nicht gereicht, sie als außergewöhnliche Person einzustufen. Während ihrer künstlerischen Tätigkeit, die eine frühe Reife zeigte, entwickelte sie sich zu einer frühen Vertreterin der biologischen Forschung und lebte gleichzeitig ein, selbst für heutiges Verständnis, offenes und beinahe romanhaftes Leben. Wo genau ihr Interesse für die Natur herstammte lässt sich nur erahnen. Jedenfalls war ihr wichtigster Lehrer, Jacob Marrel, Schüler von Georg Flegel den man heute als den eigentlichen Begründer der Still-Leben Malerei betrachtet. Sie heiratete Johann Andreas Graff, einen Schüler ihres Stiefvaters, und zog mit ihm nach Nürnberg. Dort wurde Joachim Sandrart, der deutsche Vasari auf sie aufmerksam. Doch die Ehe mit Graff zeigte moderne Züge, die schließlich nach einem Rosenkrieg endete. Ob dies bereits unter dem Einfluß der frühpietestistischen Sektierer der Labadisten geschah, bleibt offen. Eine Frau als selbständige Kunst-Unternehmerin. Jedenfalls zog sie 1686 in das Schloss Nieuwerd in den Niederlanden in eine purisitische Gemeinschaft, die man heute als religiöse Kommune bezeichnen würde. Das Klima der Gemeinschaft radikalisierte sich aber dermaßen, dass sie 1791 ins „unheilige“ Amsterdam übersiedelte. Ihre Buchausgaben wurden durchaus geachtet, aber auf Grund der hohen Kosten und der niedrigen Auflagen war sie gezwungen Nebentätigkeiten auszuüben, z.B. Malunterricht für Frauen. Frauen und Kunst blieben bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein Tabu-Thema, an dem auch Maria Sibylla nichts ändern konnte.
Sie konnte ihre wirtschaftlich Situation so weit stabilisieren, dass sie eine Expedition für die Wissenschaft und die Kunst starten konnte, ihre Reise nach Niederländisch Surinam, selbst damals für Männer ein Abenteuer. Nach dem Verkauf fast aller ihrer Besitztümer schiffte sich die bereits über 50-jährige mit ihrer jüngeren Tochter gegen alle wohlgemeinten Empfehlungen nach Surinam ein. Ihrer zweijährigen Forschung folgte die Herausgabe ihres Hauptwerkes, der „Metamorphosis insectorum Surinamensium“, dem grundlegenden Buch über die Entwicklung der Schmetterlinge. Mit dieser frühwissenschaftlichen Naturforschung wurde sie zur Begründerin der Schmetterlingskunde (Lepidopterologie). Die Naturwissenschaftler des 19. Jahrhunderts schmähten ihr Wissenschaftsbild, doch der Begründer der modernen Nomenklatur der Biologie, Carl von Linné, schätzte ihre Arbeiten. Von wissenschaftlichen Debatten unbeeinflusst bleibt aber eine Erkenntnis. Ihre Darstellungen von Pflanzen, Schmetterlingen und Blumen bleiben unerreicht.
Wer erinnerst sich noch an die Frau auf dem 500 Mark Schein, und wenn doch, wem ist diese herausragende „Frauensperson“ des 17. Jahrhunderts überhaupt ein Begriff? Maria Sibylla Merian. Sie war die Tochter des bis heute berühmtesten Topographen und Radierers Deutschlands, Matthäus Merian, von dessen Kunst sie nur auf Umwegen erfahren konnte, da er verstarb, als sie 3 Jahre alt war. Sie gehörte, 1747 geboren, zur posttraumatischen Gesellschaft des Dreißigjährigen Kriegs. Ihr Familienumfeld war ausgesprochen europäisch. Ihr Vater stammte aus Basel, die Mutter der Stiefgeschwister aus Flandern, ihre eigene Mutter aus der Wallonie und der Stiefvater, der Blumenmaler Jacob Marrel, aus den Niederlanden. Sie war hochbegabt, aber für die Arbeit ihrer Stiefbrüder, die weiterhin Stadtansichten und Schlachtenaufstellungen in Frankfurt verlegten, hatte sie kein Interesse. Sie liebte offensichtlich die Natur, vor allem Blumen, und ihrer malerischen Skizzen und insbesondere ihre Radierungen, noch heute, wie bei ihrem Vater fälschlich als Kupferstiche bezeichnet, fanden und finden bis heute großes Interesse.
Dies hätte aber wohl noch nicht gereicht, sie als außergewöhnliche Person einzustufen. Während ihrer künstlerischen Tätigkeit, die eine frühe Reife zeigte, entwickelte sie sich zu einer frühen Vertreterin der biologischen Forschung und lebte gleichzeitig ein, selbst für heutiges Verständnis, offenes und beinahe romanhaftes Leben. Wo genau ihr Interesse für die Natur herstammte lässt sich nur erahnen. Jedenfalls war ihr wichtigster Lehrer, Jacob Marrel, Schüler von Georg Flegel den man heute als den eigentlichen Begründer der Still-Leben Malerei betrachtet. Sie heiratete Johann Andreas Graff, einen Schüler ihres Stiefvaters, und zog mit ihm nach Nürnberg. Dort wurde Joachim Sandrart, der deutsche Vasari auf sie aufmerksam. Doch die Ehe mit Graff zeigte moderne Züge, die schließlich nach einem Rosenkrieg endete. Ob dies bereits unter dem Einfluß der frühpietestistischen Sektierer der Labadisten geschah, bleibt offen. Eine Frau als selbständige Kunst-Unternehmerin. Jedenfalls zog sie 1686 in das Schloss Nieuwerd in den Niederlanden in eine purisitische Gemeinschaft, die man heute als religiöse Kommune bezeichnen würde. Das Klima der Gemeinschaft radikalisierte sich aber dermaßen, dass sie 1791 ins „unheilige“ Amsterdam übersiedelte. Ihre Buchausgaben wurden durchaus geachtet, aber auf Grund der hohen Kosten und der niedrigen Auflagen war sie gezwungen Nebentätigkeiten auszuüben, z.B. Malunterricht für Frauen. Frauen und Kunst blieben bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein Tabu-Thema, an dem auch Maria Sibylla nichts ändern konnte.
Sie konnte ihre wirtschaftlich Situation so weit stabilisieren, dass sie eine Expedition für die Wissenschaft und die Kunst starten konnte, ihre Reise nach Niederländisch Surinam, selbst damals für Männer ein Abenteuer. Nach dem Verkauf fast aller ihrer Besitztümer schiffte sich die bereits über 50-jährige mit ihrer jüngeren Tochter gegen alle wohlgemeinten Empfehlungen nach Surinam ein. Ihrer zweijährigen Forschung folgte die Herausgabe ihres Hauptwerkes, der „Metamorphosis insectorum Surinamensium“, dem grundlegenden Buch über die Entwicklung der Schmetterlinge. Mit dieser frühwissenschaftlichen Naturforschung wurde sie zur Begründerin der Schmetterlingskunde (Lepidopterologie). Die Naturwissenschaftler des 19. Jahrhunderts schmähten ihr Wissenschaftsbild, doch der Begründer der modernen Nomenklatur der Biologie, Carl von Linné, schätzte ihre Arbeiten. Von wissenschaftlichen Debatten unbeeinflusst bleibt aber eine Erkenntnis. Ihre Darstellungen von Pflanzen, Schmetterlingen und Blumen bleiben unerreicht.
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