Im späten 18.Jahrhundert war das Osmanische Reich, Hausmacht des muslimischen "Beherrschers aller Gläubigen" mit der heutigen Türkei als Kernland, nicht mehr das anti-christliche Schreckgespenst vergangener Jahrhunderte - seit der Niederlage vor Wien 1683 hatte das Riesenreich militärisch, moralisch und politisch begonnen zu zerbröseln. Dennoch blieb es eine fremde, exotische, den meisten Europäern verschlossene Welt, über die mehr Gerüchte und Sagen als Fakten im Umlauf waren. Wenigen Zeitgenossen war es vorbehalten, in Wort und Bild aus "der Türkei" zu berichten, zu ihnen gehörte der Maler, Zeichner und Illustrator Luigi Mayer.
Luigi Mayer war geradezu prädestiniert für den Blick über den kulturellen Tellerrand: Wie sein Name verrät, war er das Sohn einer italienischen Mutter und eines Deutschen Vaters. Er kam 1755 in Rom zur Welt, wurde vom renommierten Graveur Piranesi ausgebildet und fertigte Zeichnungen von den Altertümern auf der Insel Sizilien an. Auftraggeber war Ferdinand, König von Neapel (wozu Sizilien bis 1869 gehörte).
Im Jahre 1776 startete Mayer seine zweite Karriere: In Istanbul fand er Anschluss des damaligen Britischen Botschafters an der "Hohen Pforte", Sir Robert Ainslie, welcher ihm fortan die Bildungs- und Arbeitsreisen kreuz und quer durchs gesamte Osmanische Reich finanzierte - verbunden mit dem Auftrag, den Botschafter mit Impressionen zu versorgen. Denn Ainslie war nicht nur Karrierediploment, er war am Osmanischen Reich hochgradig interessiert. Und so reiste Luigi Mayer nahezu sechzehn Jahre, bis 1792, durch so unterschiedliche Landschaften wie Ägypten, Bulgarien, Palästina, Rhodos, Rumänien, Syrien oder Zypern - denn all diese Länder unterstanden seinerzeit noch immer dem Sultan in Konstantinopel. Bulgarien und Rumänien lagen übrigens auf der Route von Ainslies Heimreise nach England.
Mayers Orient-Gemälde und Zeichnungen wurden in Großbritannien ab 1800 sehr populär - vielleicht auch, da "die Türken" zeitweilig zu Englands Bündnispartnern gegen Napoleon gehörten - wurden "lithographiert" und erschienen als Bildband mit Anmerkungen in drei verschiedenen Sprachen: Englisch, Deutsch und Italienisch. Erst diese Kommentare machten die "Sammlung Mayer" zum Verkaufsschlager, denn ohne Erläuterungen wären manche Abbildungen dem Betrachter schlicht fremd geblieben. Denn Mayer hatte nicht nur Tempel, Paläste oder Moscheen gemalt. Er hatte sich auch mit dem Alltagsleben der einfachen Menschen befasst, mit ihren Trachten und sozialen Bräuchen, einschließlich Beruf und Handwerk.
Mayer starb 1803 im Alter von 48 Jahren; das anstrengende Reiseleben mag seinen Tribut gekostet haben. Ein Jahr zuvor hatte Sir Robert Ainslie seine politische Karriere als Parlamentsabgeordneter für die Grafschaft Somerset beendet. Mayers Gemälde hängen in den Museen verschiedener Nationen, seine Zeichensammlung befindet sich heute im Britischen Museum.
Im späten 18.Jahrhundert war das Osmanische Reich, Hausmacht des muslimischen "Beherrschers aller Gläubigen" mit der heutigen Türkei als Kernland, nicht mehr das anti-christliche Schreckgespenst vergangener Jahrhunderte - seit der Niederlage vor Wien 1683 hatte das Riesenreich militärisch, moralisch und politisch begonnen zu zerbröseln. Dennoch blieb es eine fremde, exotische, den meisten Europäern verschlossene Welt, über die mehr Gerüchte und Sagen als Fakten im Umlauf waren. Wenigen Zeitgenossen war es vorbehalten, in Wort und Bild aus "der Türkei" zu berichten, zu ihnen gehörte der Maler, Zeichner und Illustrator Luigi Mayer.
Luigi Mayer war geradezu prädestiniert für den Blick über den kulturellen Tellerrand: Wie sein Name verrät, war er das Sohn einer italienischen Mutter und eines Deutschen Vaters. Er kam 1755 in Rom zur Welt, wurde vom renommierten Graveur Piranesi ausgebildet und fertigte Zeichnungen von den Altertümern auf der Insel Sizilien an. Auftraggeber war Ferdinand, König von Neapel (wozu Sizilien bis 1869 gehörte).
Im Jahre 1776 startete Mayer seine zweite Karriere: In Istanbul fand er Anschluss des damaligen Britischen Botschafters an der "Hohen Pforte", Sir Robert Ainslie, welcher ihm fortan die Bildungs- und Arbeitsreisen kreuz und quer durchs gesamte Osmanische Reich finanzierte - verbunden mit dem Auftrag, den Botschafter mit Impressionen zu versorgen. Denn Ainslie war nicht nur Karrierediploment, er war am Osmanischen Reich hochgradig interessiert. Und so reiste Luigi Mayer nahezu sechzehn Jahre, bis 1792, durch so unterschiedliche Landschaften wie Ägypten, Bulgarien, Palästina, Rhodos, Rumänien, Syrien oder Zypern - denn all diese Länder unterstanden seinerzeit noch immer dem Sultan in Konstantinopel. Bulgarien und Rumänien lagen übrigens auf der Route von Ainslies Heimreise nach England.
Mayers Orient-Gemälde und Zeichnungen wurden in Großbritannien ab 1800 sehr populär - vielleicht auch, da "die Türken" zeitweilig zu Englands Bündnispartnern gegen Napoleon gehörten - wurden "lithographiert" und erschienen als Bildband mit Anmerkungen in drei verschiedenen Sprachen: Englisch, Deutsch und Italienisch. Erst diese Kommentare machten die "Sammlung Mayer" zum Verkaufsschlager, denn ohne Erläuterungen wären manche Abbildungen dem Betrachter schlicht fremd geblieben. Denn Mayer hatte nicht nur Tempel, Paläste oder Moscheen gemalt. Er hatte sich auch mit dem Alltagsleben der einfachen Menschen befasst, mit ihren Trachten und sozialen Bräuchen, einschließlich Beruf und Handwerk.
Mayer starb 1803 im Alter von 48 Jahren; das anstrengende Reiseleben mag seinen Tribut gekostet haben. Ein Jahr zuvor hatte Sir Robert Ainslie seine politische Karriere als Parlamentsabgeordneter für die Grafschaft Somerset beendet. Mayers Gemälde hängen in den Museen verschiedener Nationen, seine Zeichensammlung befindet sich heute im Britischen Museum.
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